Zum Theater ums Theater – eine Rostocker Tragödie in 4 Akten und 2 Epilogen
von Gerhard Jung
1. Akt:
Unser neuer Intendant, Sewan Latchinian, eröffnet seine erste Spielzeit mit einem fulminanten 1. Stapellauf, wird aber schon vor der Premiere auf den zu erfolgenden Rückbau des VTR auf die brodkorbsche Struktur 2+2 hingewiesen, den Latchinian zu exekutieren habe, der das aber ablehnt.
2. Akt:
Latchinian hat Erfolg, es weht ein frischer Wind durchs VTR und durch Rostock. Latchinian kämpft für die 4 Sparten, auch zusammen mit anderen Theatern in MV. Da fällt dieser Vergleich über Kulturabbau: hier Worte – dort Steine (was genau gesagt wurde, ist nicht überliefert).
3. Akt: Was für eine Gelegenheit, den Erfolgreichen loszuwerden (oder nur zu recht zu stutzen?)! Der Hauptausschuss der Bürgerschaft beschließt mit der Stimme des OB die fristlose Entlassung des Intendanten, und der OB exekutiert sie auch sofort (1. April).
4. Zwischenakt: Eine Dringlichkeitssitzung der Bürgerschaft findet statt (13. April). Diese beschließt die Aufhebung der Entlassung. Der OB widerspricht. Die Bürgerschaft widerspricht dem Widerspruch ohne Bedingungen (sic). Der OB muss den Intendanten wieder einstellen.
5. Akt: Vor der gestrigen Sitzung der Bürgerschaft (6. Mai) wird bekannt, dass der OB und Kulturminister Brodkorb eine „Ziel“vereinbarung unterschrieben haben, in der das Land sich mit maximal 25 Millionen Euro an einem Theaterneubau mit 50% beteiligen will. Die Bürgerschaft beschließt den Neubau am Bussebart. Die Beteiligung des Landes ist aber an die zu erfolgende Umstrukturierung auf 2+2 Sparten geknüpft (wie viele Sparten hat eigentlich das Staatstheater Schwerin?).
Epilog 1:
Der Intendant wirft das Handtuch, erstreitet sich eine angemessene und verdiente Abfindung und überlässt das VTR den weiteren Spielchen der Politik – ohne künstlerische Leitung. Die Zahl der Besucher und die Einnahmen stagnieren. Als Eröffnungsvorstellung spielt das Staatstheater die Farce „Die verkauften Möglichkeiten“; die OZ berichtet.
Epilog 2:
Der Intendant akzeptiert zähneknirschend den von der Politik gesetzten Rahmen und zeigt den Kulturbanausen, dass er trotz des engen Rahmens exzellentes Theater machen kann. Die Strukturanpassung erfolgt zögerlich, oder wenn die Finanzen stimmen, gar nicht. Die Zahl der Besucher und die Einnahmen steigen. Und das neue Theater wird 2020 (?) mit einem grandiosen FIDELIO eröffnet.