„Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ in der Kleinen Komödie Warnemünde am 3.2.201804 – Ein Bericht von Carolin Roth
Als bekennende Schauspielliebhaberin verschlug es mich an diesem Wochenende in die heiligen Hallen der Kleinen Komödie in Warnemünde. Trotz meiner Vorliebe für diese Sparte war ich anfangs skeptisch. Solistenstücke sind nicht meine bevorzugten. Jedoch stellten sich meine anfänglichen Bedenken sehr schnell als nichtig heraus.
Till Demuth gelang es vom ersten Moment an den Zuschauer komplett in seinen Bann zu ziehen. Mit jeder Szene drang man weiter in der Geschichte vor. Untermalt wurde die Stimmung von dezenten, aber traumhaften Musikstücken und dem pointierten Gebrauch der Scheinwerfer. Selbst das minimalistische Bühnenbild schien sich immer weiter auszuweiten. Dank des unglaublich
vielseitigen Einsatzes von Demuths Stimme gestalteten sich die einzelnen Szenen als sehr kurzweilig und ließen einen staunen, dass man tatsächlich nur einen (!) Schauspieler vor sich hat. Obwohl ich ihn an diesem Abend nicht zum ersten Mal erlebt habe, war ich begeistert von seinem Können.
Im letzten Drittel des Stückes angekommen, erwischte ich mich selber sogar dabei wie ich immer mehr das Gefühl hatte Teil der Geschichte zu sein und an den Lippen des Erzählers hing. Im weiteren Verlauf des Spiels begannen meine eigene Neugier und die Spannung der Handlung unglaublich zuzunehmen. Ich war vollends begeistert und hatte nach diesen 1 ¼ Stunden sogar den Eindruck
gewonnen den mir bis dato unbekannten Roman von Alessandro Baricco gelesen zu haben.
An dieser Stelle möchte ich mich bei dem talentierten Herrn Demuth und dem Team hinter den Kulissen für den köstlichen Abend bedanken. Als das Stück sein Ende gefunden hatte, blieb ich fast wehmütig zurück.
Nach vier Runden des Klatschens (und da wären noch mehr drin gewesen) verließ der Akteur die Bühne und verabschiedete ein zufriedenes Publikum. Dabei fiel mir schnell eine Besonderheit auf: Kein Gast stand auf. Alle blieben begeistert und lachend an ihren Tischen sitzen und bekundeten wie sehr sie doch das Stück genossen haben.
Auf meinem langsamen Weg zum Ausgang lauschte ich einigen dieser Lobeshymnen und durfte recht schnell erfahren, dass ich nicht die einzige wehmütige Person nach dem Stück war. 5 Sterne!