Potsdam war eine Reise wert!
In der Tat: Die alte Residenzstadt, die traditionsreiche Filmstadt und die moderne Landeshauptstadt bot unserer Reisegruppe ein Wochenende lang viele interessante Eindrücke und Aussichten.
Wir fuhren erstmals mit einem kleinen Bus Richtung Brandenburg; etwas eng war es dann schon, doch das tat der guten Stimmung an Bord des Kofahl-Sprinters keinen Abbruch.
Das Hotel war schon von weitem zu sehen, ein Hochhaus aus Zeiten der DDR, in unmittelbarer Nähe des wieder erstehenden einstigen historischen Stadtkernes mit Nikolaikirche, Rathaus, Stadtschloss (Sitz des Landtages) sowie dem Museum Barberini.
Während der zweistündigen Stadtrundfahrt mit unserem Theaterbus erfuhren wir im Wortsinne einige Besonderheiten stadthistorischer Prägung. Potsdam wurde wenige Tage vor Kriegsende zerstört. Die alte Barockstadt lag in Trümmern. Was folgte, war der großflächige Aufbau neuer Häuser, die nun als Plattenbauten Inseln bilden inmitten der gesamten Stadtlandschaft, die auch insgesamt aus Architektur-Inseln zu bestehen scheint. Hier einzelne Barockgebäude und Parks, da Bürgervillen, dort Block-Bebauung aus sozialistischer Zeit. Nicht zu vergessen das Holländische Viertel, Schloss Cecilienhof sowie die Russische Kolonie, in der bis heute die stilisierten russischen Blockhäuser bewohnt werden. Wir stiegen aus und besahen das Schloss Sanssouci, standen an den Gräbern des Bauherrn und seiner Windhunde. Blickten auf zur Mühle am Rande des Schlossparkes und lernten, dass die landläufig bekannte Legende vom „Müller von Sanssouci“ bedauernswerterweise doch nur eine Legende darstellt.
Am Abend besuchten wir eine Vorstellung des Hans-Otto-Theaters. „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ von T. Williams wurde vor fast ausverkauftem Haus gespielt, ein Kammerspiel, das die Verlogenheit einer erfolgreichen amerikanischen Familie schonungslos offenlegt. Gespielt wurde knapp zwei Stunden ohne Pause. Die Regie hatte auf genaues und klassisches Schauspiel gesetzt, also auf glaubwürdige Figuren aus Fleisch und Blut, auf Spannung und Intensität des Spiels. Nach der Vorstellung wurden wir in ein gesondertes kleines Foyer gebeten, wo die Intendantin Frau Bettina Jahnke und Herr Prof. Wiedemann, der Vorsitzende des Potsdamer Theaterfördervereins, auf uns warteten. Die Schauspieler kamen etwas später dazu. In freundlicher und lockerer Atmosphäre entspann sich sofort ein Gespräch, das wir nach einer Stunde unterbrechen mussten. Der Busfahrer wartete vor dem Theater auf uns.
Am spätsommerlich warmen Sonntagmorgen besuchten wir das Potsdamer Filmmuseums im ehemaligen Marstall. Es hat sich gelohnt! Eine moderne und interaktive Ausstellung zur Geschichte des Films in Potsdam zog durchaus in den Bann, zumal viele bekannte Schauspieler aus Ufa- und DEFA-Zeiten zu sehen waren.
Der Theaterbau des Hans-Otto-Theaters besteht seit 2006, sodass unsere Rundgänge um das Haus und im Gebäude unter einem sehr besonderen Rostocker Vorzeichen unternommen wurden: Wie sieht so ein Neubau aus, wie funktioniert er im Inneren mit Saal, Technik und Foyers? Der Gesamteindruck war positiv, ein spannender Ausblick auf Rostocker Entwicklungen entstand. Dankeschön, lieber Herr Hammer, für Ihre so bedenkenswerten Ausführungen zur Stadtentwicklung in Potsdam und zum Entwurf des Rostocker Theaterneubaus! So verkürzte sich unsere gut dreistündige Rückfahrt auf das Interessanteste.
Potsdam war eine Reise wert und könnte schon bald wieder Ziel eines Theaterwochenendes werden. Einige Mitreisende bekräftigten mehrfach ihren Wunsch, die Inszenierung von „Das achte Leben“ nach dem gleichnamigen Roman von Nina Haratischwili kennenzulernen. Warum nicht?
Antje Jonas