Liebe Vereinsmitglieder, liebe Freunde des Rostocker Volkstheaters,
unser Verein feiert heute am 09. Februar seinen 30. Geburtstag!
Leider ist es pandemiebedingt nicht möglich, diesen Anlass mit einem Fest zu würdigen. Stattdessen präsentieren wir Ihnen im Jubiläumsmonat Grußbotschaften aus Stadt und Land, arbeiten die Vereinsgeschichte in einer Chronik erstmals detailliert auf und beleuchten einzelne Episoden daraus in „Objekten des Monats“. Nähere Informationen finden Sie in Kürze auf unserer Homepage, bei Facebook und Instagram sowie im nächsten regulären Mitgliederbrief Mitte Februar.
Für die heutige Jubiläumsausgabe hat sich unser stellvertretender Vorsitzender Seraphin Feuchte auf Spurensuche begeben und erinnert an Höhepunkte aus drei Jahrzehnten Vereinsarbeit.
Unser besonderer Dank gilt Herrn Dr. Albert Rupprecht für die umfangreiche Zuarbeit für dieses Vorhaben. Befinden sich in unseren Reihen noch Gründungsmitglieder? Oder haben Sie Erinnerungen an die Vereinstätigkeit zwischen 1991 und 2000? Dann kontaktieren Sie uns bitte postalisch (Kräwtweg 7, 18057 Rostock) oder per E-Mail: info@theaterfoerderverein-rostock.de. Wir freuen uns auf Ihre Informationen.
Nun aber viel Vergnügen!
Ihre Doris Geiersberger
30 Jahre Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e. V.
von Seraphin Feuchte
Einst als „Sprachrohr“ zur Rettung des Vier-Sparten-Theaters in den Wendejahren gegründet, engagieren sich heute rund 150 begeisterte Theaterfreunde aus Rostock und Umgebung im Theaterförderverein. Dabei geriet der Fortbestand des Rostocker Theaters in den zurückliegenden 30 Jahren wiederholt in Gefahr, etwa 1992, 2001 oder in den Jahren 2006-2009 und 2015-2016. Als über die Schließung von Sparten diskutiert wurde, rief der Verein zu Protesten auf, mobilisierte die Rostockerinnen und Rostocker und suchte das Gespräch mit den Entscheidungsträgern. Politisch angedachte Spartenschließungen und Fusionen konnten (auch) durch das Engagement des Vereins und engagierter Rostockerinnen und Rostocker erfolgreich verhindert werden.
Diese turbulente Zeit liegt zum Glück längst hinter uns. Dennoch bleibt die Geschichte des Vereins eng verbunden mit der Nachwendeperiode unseres Volkstheaters, wie auch dieser Jubiläumstext aufzeigen möchte.
Ein schwieriger Start (1991-2001)
Auf Initiative von Prof. Dr. Gerhard Maeß (damaliger Rektor der Universität Rostock) erfolgte am 09. Februar 1991 die Vereinsgründung mit anfangs 17 Mitgliedern, dessen Vorsitzender Herr Maeß wurde.
Im darauffolgenden Jahr sammelte der noch junge Verein 15.000 Unterschriften zur Verhinderung von Spartenschließungen am Volkstheater. Im März 2001 wurden in einer beispiellosen Unterschriftenaktion 67.000 (!) Stimmen für die Rücknahme der geplanten Schließung des Volkstheaters gesammelt. Mit Erfolg: In den folgenden Spielzeiten konnte das Volkstheater die höchsten Besucherzahlen der Nachwendezeit vermelden. Auch der Verein gewann zahlreiche neue Mitglieder.
Große Erfolge (2002-2008)
Nachdem der Erhalt des Volkstheaters in seiner heutigen Form gesichert schien, erweiterte der Verein seine Aufgabenbereiche. Neuer Vorsitzender wurde Dr. Albert Rupprecht im Jahr 2002. Der Verein führte nicht nur die monatliche Veranstaltungsreihe „Künstler direkt“ ein, sondern unternimmt seither jährlich stattfindende Theaterfahrten.
2003-2004 realisierte der Verein in Zusammenarbeit mit dem Intendanten Steffen Piontek Baumaßnahmen zur besucherfreundlichen Umgestaltung des Großen Hauses im Wert von 220.000 €. Ein Großteil dieser Summe resultierte aus Spenden. Die von dem Vogtländer Gottfried Büttner gefertigte Skulptur „Wasserspiel“ konnte 2004 auf dem Theatervorplatz vor 3.000 Besuchern eingeweiht werden und ist noch heute zu sehen.
2005 präsentierte der Verein die erste eigene Ausstellung „Bauten und Projekte für das Theater der Hansestadt Rostock 1895 bis 2005“. Dargestellt wurden historische Theatergebäude sowie Neubaupläne aus der DDR-Zeit und den 1990er Jahren. Zusätzlich entstanden in Kooperation mit Architektur-Studierenden (Universität Hannover) unter Leitung des Architekten Prof. Jörg Friedrich acht Entwürfe für einen Theaterneubau in Rostock. Herr Friedrich realisierte übrigens Theaterneubauten in Erfurt (2003) und Gütersloh (2010), die im Rahmen von Theaterfahrten selbst besucht wurden.
Eine zweite Ausstellung mit dem Titel „Kulturstadt Rostock – Nachdenken über die Zukunft“ realisierte der Verein in Zusammenarbeit mit der „Gemeinsamen Kulturinitiative Rostock“. Die 27 Schautafeln waren 2008-2009 an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen. Diese Ausstellung reagierte unmittelbar auf eine Kulturpolitik, die den Theater- und Kulturstandort Rostock gefährdet hätte.
Die Zeit heilt (fast) alle Wunden (2008-2020)
Eine festgefahrene Kulturpolitik zwischen Stadt und Land wirkte sich direkt auf das Volkstheater und seinen Theaterförderverein aus. Die äußeren Umstände machten es den Ensembles sowie den Intendanten Peter Leonard (2008 – 2014), Sewan Latchinian (2014-2016), Joachim Kümmritz (2016-2019) und Ralph Reichel (seit 2019) nicht immer leicht, ein künstlerisch anspruchsvolles Programm zu gewährleisten.
Dennoch begann das Volkstheater mit der kontinuierlichen Öffnung in die Stadtgesellschaft, präsentierte Theater-Events („Stapellauf“, „Kultur trifft Genuss“, „Theaterthekennacht“), brachte Ur- und Erstaufführungen in allen Sparten auf die Bühne, etablierte Sommertheater in der Halle 207 und erweiterte theaterpädagogische Angebote.
Während der Brandschutz-Schließung des Großen Hauses (2011-2012) initiierte der Verein gemeinsam mit der Ostsee-Zeitung die Spendenaktion „Die erste Million für unser Volkstheater“ zum Zwecke eines Theaterneubaus. 2015 zeigte der Verein Bildungsminister Mathias Brodkorb symbolisch die Rote Karte.
Der Vorstand organisierte (weiterhin) Veranstaltungen für seine Mitglieder, beispielsweise exklusive Probenbesuche und Einblicke hinter die Kulissen, Lesungen, Feste, Vorträge und Stammtische. In enger Zusammenarbeit mit der Theaterleitung konnten kleine und große Projekte zur Unterstützung des Volkstheaters realisiert werden.
Antje Jonas wurde 2012 zur neuen Vorsitzenden gewählt und leitete bis 2020 mit großem Erfolg die Geschicke des Vereins.
Ausblick
Mit der Verschönerung von Theatervorplatz und Vorverkaufskasse, einem Buch zur Rostocker Theatergeschichte, Video-Projekten und der Einweihung des neuen Vereinsstandes konnten die „Freunde und Förderer“ im Jahr 2020 eine Reihe von Vorhaben abschließen.
2021 möchte der neu gewählte Vorstand wieder Stammtische und Veranstaltungen im Theater organisieren, neue Mitglieder und Sponsoren gewinnen, das Bundestreffen deutscher Theaterfördervereine ausrichten und vieles mehr!
30 Jahre nach der Vereinsgründung können wir optimistisch in die Zukunft blicken! Denn die ursprünglichen Ziele sind im Wesentlichen erreicht worden: Das Volkstheater ist mit all seinen Sparten gesichert. Auch der seit langem geforderte Theaterneubau soll in weniger als zehn Jahren errichtet sein. Diesen Prozess hin zu einem Ort der Kultur und Bildung, des gesellschaftlichen Austausches und der Partizipation wird der Theaterförderverein begleiten und dokumentieren.
Auf die nächsten 30 Jahre!