Letztes Geheimnis um den Conrad-Ekhof-Ring gelüftet
Der Theaterförderverein möchte (auch) an die bedeutende Rostocker Theatergeschichte erinnern. Im neuen „Objekt des Monats“ soll es daher um ein ganz besonderes Unikat gehen: den Conrad-Ekhof-Ring des Volkstheaters.
Vor mehr als 50 Jahren initiierte das Rostocker Volkstheater diesen Ehrenring, um sozialistische Persönlichkeiten sowie verdienstvolle Rostocker Ensemblemitglieder zwischen 1969 und 1984 für außergewöhnliche künstlerische Leistungen auszuzeichnen. Die Würdigung beinhaltete eine Geldprämie in Höhe von 500 Mark, den individuell angefertigten Ring und eine amtliche Urkunde. Preisträger mussten eine mindestens fünfjährige Zugehörigkeit zum Volkstheater erfüllen oder „enge freundschaftliche Kontakte“ nach Rostock nachweisen.
Das Theater übernahm sämtliche Kosten und richtete die jährliche Preisverleihung aus. Der Namensgeber – Conrad Ekhof (1720-1778) – war 1750-1756 als Schauspieler am Schweriner Hof unter Herzog Christian Ludwig II. engagiert, gastierte regelmäßig in Rostock und prägte als Darsteller und Lehrer die deutsche Schauspielkunst maßgeblich.
Ekhof gilt bis heute als „Vater der deutschen Schauspielkunst“. Kein Zufall also, dass sich das Rostocker Volkstheater, welches zu den führenden Theatern der DDR gehörte, mit dieser Ehrung auf ihn bezog. Denn als Ur- und Erstaufführungsbühne westlicher Autoren war das Volkstheater unter Hanns Anselm Perten weithin bekannt. Diese Prominenz sollte mit dem Ekhof-Ring weiter aufgewertet werden.
Die Preisträger des Ekhof-Ringes waren:
- aus dem Ensemble des Volkstheaters: Ralph Borgwardt, Hermann Wagemann, Gerd Micheel, Kurt Wetzel, Else Wolz, Heinz Buchholz, Dr. Hans-Joachim Theil, Hanns-Anselm Perten und Claus Hammel
- aus der DDR-Kulturszene: Karin Seybert (Schauspielerin), Georg Hülsse (Grafiker) und Ilse Weintraut Rodenberg (Intendantin) und Hans Höschel (Ostseestudio Rostock)
- aus der UdSSR: Aleksander Rodziewicz (Regisseur), Juri Petrowitsch Ljubimow (Regisseur), Rostislav Janaris Pljatt (Schauspieler) sowie das Ensemble des Staatlichen Schauspielhauses Riga.
Nach langer Ungewissheit ist nun endlich klar: Der Goldschmiedemeister Uwe Brinckmann aus Wismar (83) fertigte die Ekhof-Ringe mit seinem Kollegen Gerhard Sinner im Auftrag des Volkstheaters, wie die Ostsee-Zeitung kürzlich herausfand (OZ-Artikel vom 08.09.2021). Verarbeitet wurde 585er-Gold und 925er-Silber. Die Herstellungskosten je Ring betrugen damals ca. 400 DDR-Mark. Ein Exemplar befindet sich im Nachlass von Georg Hülsse und wird in Ribnitz-Dammgarten (Galerie am Kloster) archivarisch verwahrt. Da kein Preisträger mehr am Leben ist, ist über den Verbleib der anderen Ekhof-Ringe leider nichts bekannt.
Aus aktuellem Anlass laden der Theaterförderverein und der Verein für Rostocker Geschichte am Mittwoch, den 27. Oktober um 16:30 Uhr zu einem theatergeschichtlichen Vortrag in die Kleine Komödie Warnemünde (Einlass ab 16:00 Uhr). Anmelden können Sie sich bis 24. Oktober per Mail (seraphin.feuchte@theaterfoerderverein-rostock.de) oder telefonisch (Frau Behrens: 0160-3064004). Es würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen! Natürlich wird es auch um Conrad Ekhof und den Rostocker Ekhof-Ring gehen.
Mein Dank gilt Wolfgang Woelk, der sich zwecks Nachforschungen zum Ekhof-Ring bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres an unseren Verein wandte. Unterlagen des „Vereinsarchivs“ konnten zum Thema wertvolle Informationen beisteuern.
Seraphin Feuchte