Schreiben an den Vorstand der „Bundesvereinigung deutscher Musik- und Theater-Fördergesellschaften e.V.“ ( MUTHEA ) vom 24.03.2020
Sehr geehrte Damen und Herren!
Seit einigen Tagen beschäftigt uns alle vor allem ein Thema: die Krise, ausgelöst von dem Corona-Virus. Wir sind alle wohl gerade dabei, gegensätzliche Gefühle auszubalancieren und die lebenspraktisch notwendigen Veränderungen zum Schutz unser aller Gesundheit in den Alltag zu integrieren. Die vielfältigen Aspekte dieser Krise treten jeden Tag deutlicher hervor; die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft sind dennoch nicht absehbar.
Die Theater bleiben vorerst geschlossen, auch die Konzerthäuser, die Museen und Galerien.
Die Frage stellt sich: Was bedeutet die Schließung der Kunst- und Kulturstätten? Für jeden einzelnen zunächst die Unterbrechung der live produzierten und erlebten Kunstereignisse, die unseren Alltag regelmäßig genussvoll bereicherten. Die Vorfreude auf die nächsten Premieren an unseren Häusern, auf die Ausstellungseröffnungen in unseren Museen und Galerien, sie entfällt nun wie auch das inspirierende Gespräch nach Ende des Geschauten und Erlebten. Doch wir bewahren diese Vorfreude in unserem Herzen. Wie groß wird unsere Begeisterung erst sein, wenn sich nach Ende der Krisenzeit die Türen wieder öffnen, die Vorhänge wieder heben!
Es stellt sich noch eine weitere Frage, die nach der Größe des Unterschiedes zwischen der Anwesenheit und momentaner Abwesenheit von Theaterkunst, da wir doch unsere Erinnerungen besitzen! Zeit entsteht, sich an besondere Kunsterlebnisse zu erinnern, einen Katalog oder ein Programmheft in die Hand zu nehmen, eine CD, das Gespräch zu suchen, weißt du noch …? Auch unserer Stadtlandschaften, unserer Parks und Gärten können wir uns weiterhin erfreuen. Kunst und Kultur sind immer Ausdruck und Beweis unseres humanistischen Weltbildes. Die Häuser sind nun geschlossen, die Herzen aber öffnen sich; wir sind auf unsere persönliche kulturelle Verfasstheit angewiesen. Der eigene kulturelle Kompass weist die Richtung: Solidarität tut not und tut gut. Sie erwächst aus dem Erleben von Gemeinschaft und stärkt diese. Sich einander verbunden zu fühlen, welch ein Erlebnis! Allen Kunst- und Kulturproduzenten gilt unsere Solidarität, unser Interesse, unsere Zuneigung. Unser Mitgefühl gilt allen unseren Mitmenschen, die in diesen Tagen existenzielle Situationen meistern müssen.
Wir bedauern, dass das MUTHEA-Landestreffen in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Wir als Gastgeber hatten für Sie ein attraktives Programm vorbereitet. Die Flyer waren gedruckt, die Hotelzimmer für Sie reserviert. Nun aber werden wir uns erst im kommenden Jahr treffen. Wir freuen uns bereits heute, Ihnen dann die Ostsee, Warnemünde und Rostock, das Volkstheater Rostock sowie die Baupläne für unser neues Theaterhaus zu präsentieren.
Unser Verein wird die kommenden Frühlingswochen nutzen, um die Optik unseres Theatervorplatzes weiter zu verbessern. Rosenbeete gibt es bereits, nun soll das Mauerwerk wieder in frischer Farbe erstrahlen.
Kommen Sie gesund durch diese besondere Zeit der geschlossenen Häuser!
Aus Rostock grüßen Sie im Namen des gesamten Theaterfördervereins
Antje Jonas und Dr. Doris Geiersberger
Vorsitzende und Stellvertretende Vorsitzende der „Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V.“