von Annika Haß
Seitdem vor mehr als einem Jahr auf einem der Stammtische Frau Jonas die Veröffentlichung eines Buches zur Rostocker Theatergeschichte bekannt gegeben hat, war ich sehr gespannt und voller Vorfreude auf das Buch, um mehr über die Entwicklung der Theaterlandschaft in Rostock zu erfahren. Seit vielen Jahren interessiere ich mich für die Geschichte im Allgemeinen und die Stadtentwicklung im Speziellen.
Das neu erschienene Lesebuch „Stadt und Bühne – Ein Lesebuch zur Rostocker Theatergeschichte“ von Seraphin Feuchte und Antje Jonas informiert in kurzen, aber sehr informativen Texten zu vielen kulturellen Entwicklungen in Rostock über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren.
Im Großen und Ganzen ist das Lesebuch chronologisch beginnend im Hochmittelalter und sehr logisch aufgebaut. Nur zu Beginn des Buches wird auf den Brand des Theaters im Jahre 1880 vorgegriffen. Dies zeigt die Bedeutung als Wendepunkt in der Rostocker Theatergeschichte. Im Neubau, welcher im 2. Weltkrieg zerstört wurde, erlebten die Rostocker*innen im frühen 20. Jahrhundert die Blütezeit des Volkstheaters mit sehr vielen Besuchern und vielen namhaften Künstler*innen.
Immer wieder nehmen die Autoren Bezug auf die gesamtdeutsche Theaterentwicklung. So wird die lokale Rostocker Theatergeschichte immer wieder in die allgemeine Entwicklung eingeordnet. Besonders hervorzuheben ist auch die Verknüpfung der Rostocker Theatergeschichte mit der Stadtgeschichte, wodurch eine vielseitige und spannende Reise durch die Geschichte Rostocks bis in die Gegenwart entsteht.
Ein gelungenes Interview von Frau Jonas mit dem Intendanten Herrn Reichel über die gegenwärtige Situation des Volkstheaters rundet das Lesebuch ab.
Das Lesebuch ist mit etlichen sehr gut ausgewählten Bildern versehen. Besonders interessant ist die mir bisher nicht bekannte Fotografie des Saales im zweiten Stadttheater.
Die Kapitel wurden einzeln von den Autoren geschrieben. Dennoch ist das Lesebuch sprachlich einheitlich und sehr gut lesbar.
Zusammenfassend liegt ein kurzes, aber sehr informatives und qualitativ hochwertiges Lesebuch zur Rostocker Theatergeschichte vor, welches im 3-fach Jubiläumsjahr erschienen ist.
Leider sind das Erscheinen des ersten deutschen Theaterzettels 1520, der 300. Geburtstag von Conrad Eckhof und 125 Jahre professionelles 4-Sparten-Theater aufgrund der Corona-Krise in der Öffentlichkeit untergegangen. Rostock sollte die eigene Theatergeschichte in Zukunft besser behandeln als in den letzten Jahren und verantwortungsvoll damit umgehen. Wir können stolz sein auf so viele Jahrhunderte Kultur in Rostock. Wie gerne hätte ich das Theater im frühen 20. Jahrhundert erlebt mit all den vielen Vorstellungen, Besuchern und den namhaften Künstler*innen, die am Theater gearbeitet haben – und in einem Gebäude, das den Namen Theater verdient hat.
In all den Jahren trotzten die Rostocker*innen wirtschaftlichen und besonders politischen Entscheidungen. Das Theater als Kulturinstitution überstand Kriege, die Wendezeit und die letzten Jahre mit vielen Intendantenwechsel und politisch veranlassten Sparmaßnahmen. Immer wieder sind Theaterliebhaber auf die Straße gegangen und konnten das Theater retten.
Die Auf und Abs der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Wer geht schon in ein Haus, über das ständig nur negative Meldungen zu finden sind?!
Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft. Das Buch ermutigt dazu. Wir bekommen in Rostock ein neues Theater. Seit den letzten 4, 5 Jahren nehmen die Kooperationen des VTRs kontinuierlich zu.
Die Rostocker Theatergeschichte wird weitergehen!