Grußwort der Vereinsvorsitzenden Antje Jonas vom 29.Juni 2014:
„Lieber Herr Leonard, liebe Gäste hier auf dem Theatervorplatz unter nahezu blauem Himmel!
Theater in Rostock: Seit 1786 wissen wir von einem festen Haus in unmittelbarer Nähe des Steintores. Seit über zweihundert Jahren wird also in Rostock Theater gespielt. Und es steht zu vermuten, dass die Bürger der Stadt mit dem stolz finanzierten Gebäude und dem Kunstgenuss darin zugleich auch ihren eigenen Erfolg, ihren Geschmack, ihr Selbstbewusstsein ausgedrückt wissen wollten.
Viel Wasser ist seit 1786 die Warnow hinabgeflossen; die Zeiten haben sich geändert, und natürlich auch die Auffassung davon, was Kunst sei, was als traditionell und modern zu gelten habe… Hochzeiten und Zeiten der Krise lösten einander ab. So war es, und so ist es bis heute geblieben.
Ungezählt die Künstler, die Prinzipale und Intendanten, die am Rostocker Stadttheater gewirkt und die Rostocker Theatergeschichte mitgeschrieben haben. Sie, Herr Leonard, reihen sich mit dem heutigen Tage ein in den Reigen großer Rostocker Theaterkünstler. Sie haben vor wenigen Minuten auf der Bühne das Steuerrad an Ihren Nachfolger abgegeben.
Nun schauen wir, die Freunde und Förderer unseres Theaters, zurück auf die Route, die das Theaterschiff in den letzten sechs Jahren über eine unruhige See genommen hat.
Volle Kraft voraus, hieß es, als Sie 2008 als verantwortlicher Kapitän die Brücke bestiegen. Doch anders als geplant und gedacht, mussten Sie von Anfang an das Volkstheaterschiff durch raue See führen, an Bord ein anspruchsvolles Publikum und eine ebenso anspruchsvolle wie sturmerprobte Mannschaft. Sie mussten den Kurs, der zunächst klar schien, wegen schlechten Wetters immer wieder neu berechnen und dabei die Mannschaft motivieren, die Mitreisenden beruhigen und vor allem Abend für Abend gut unterhalten. Sie wussten nicht immer, wohin die Reise letztlich führen würde, denn das alte Schiff ächzte unter dem Druck der hohen Wellen und drohte zu bersten. Die politischen Karten aber, die genaue Orientierung bieten sollten, waren oft unauffindbar oder bei hohem Seegang zu Boden geglitten. Und doch haben Sie das Schiff gehalten, Sie, Herr Leonard, sind nicht gestrandet, sondern haben dafür gesorgt, dass die Mannschaft nicht in die Boote musste und das anspruchsvolle zahlende Publikum nicht auf eine andere Passage umbuchte, sondern an Bord blieb und dem alten Schiff die Treue hielt, auch ohne Luxuskabinen und Sektempfang.
Leicht war diese sechsjährige Theaterfahrt sicher nicht. Mitten im Sturm weiß niemand, ob die Seefahrt gut ausgeht. Wir wissen es heute, sie ist gut ausgegangen. Unser Vier-Sparten-Schiff ist noch da, es hat sogar einen neuen Anstrich bekommen und neue Schotten, an Bord ist immer noch die sturmerprobte Mannschaft. Und wir, die Passagiere, sind zwar etwas durchgeschüttelt worden, aber doch dankbar für die Erfahrung eines geglückten Abenteuers. Die meeresblaue Welle als neues Zeichen des Volkstheaters kommt also nicht von ungefähr… und dass die neue Spielzeit mit einer Schiffsoper beginnt, ist vermutlich auch eine Reminiszenz an Ihre Nervenstärke als Kapitän, der einen Schiffbruch des Volkstheaters Rostock verhindert hat.
Wir wünschen Ihnen, da Sie nun von Bord gehen, eine gute Weiterreise und vor allem, Dankeschön für Ihr großes Engagement trotz der Rostocker Windstärke 7.
Statt eines großen Blumenstraußes schenkt der Theaterförderverein Ihnen und Ihren Gästen die vielen großen und kleinen Sonnenblumen, die Sie hier auf dem Vorplatz sehen. Die Gäste können sich beim Gehen gern eine Blume mit nach Hause nehmen, auf dass sie als kräftige Sommerimpression eines gelungenen Festes in schöner Erinnerung bleiben mögen.“