Liebe Rostockerinnen und Rostocker!
Theater sind wichtiger Bestandteil unserer demokratischen Praxis! Sie waren und sind Spiegel der Gesellschaft! Das Rostocker Theater besteht seit 1786 als Bürgertheater. Im Jahr 2015 aktiviert es endlich wieder mit viel Kraft und Fantasie das Denken und Fühlen seines Publikums!
Unser Volkstheater ist die größte, älteste und bedeutendste Kunststätte, ist Resultat und Teil der Rostocker Kunst- und Kulturgeschichte, ist Ort direkter Kommunikation, Ort der Bildung und Ausbildung und ist Arbeitgeber. Mit all diesen Funktionen und vier eigenen Sparten gehört es in unsere Stadtgesellschaft. Es ist nicht zu teuer! Es kann bezahlt werden! Am Abbau des Theaters sanieren sich kein Stadt- und kein Landeshaushalt!
Der seit einigen Jahren andauernde politische Druck auf das Rostocker Volkstheater seitens des Kultusministeriums und der Rostocker Verwaltungsspitze stützt sich nun aber immer wieder nur auf dieses Argument, es sei kein Geld da. Geld aber ist da, im Landeshaushalt mit 7 Milliarden ebenso wie in der Stadtkasse mit 500 Millionen. Das Argument des Geldmangels also ist nicht stichhaltig, so oft man es auch wiederholen mag. Es wird dadurch nicht glaubwürdiger.
Weshalb sieht man sich also dann seitens der Politik offenbar gezwungen, die Theater kaputt sparen zu müssen? Wir warten seit Monaten auf die Darstellung überzeugender Argumente- auf die Beantwortung der Frage, was nach der sogenannten Theaterreform besser sein soll für das Theaterpublikum in Rostock und im Land!? Was soll, bitteschön, der kulturelle und finanzielle Gewinn dieser Reform sein?
Keine Antworten, keine Argumente, nicht einmal Anerkennung der bereits erbrachten Anpassungsleistungen der Theater in den letzten Jahren -wir hören von der Politik nichts, nichts, nichts!
Das Land kämpft um jeden Arbeitsplatz auf den Werften, zu Recht; wir alle solidarisieren uns zu Recht mit jeder arbeitslos gewordenen Schlecker-Angestellten. Doch Abbau von Arbeitsplätzen in den Theatern – das ist inzwischen ein Ausweis politischen Erfolges! Können Sie mir das bitte erklären?
Was soll der Bürger also denken von seinen Politikern, zumal Kulturpolitikern, die nicht argumentieren, die den Veranstaltungen der Bürger fern bleiben, die stattdessen diktieren, die die vielen Bitten und Forderungen, die immer wieder vorgetragenen Argumente, die Briefe, Postkartenaktionen und Lichterketten, die Aktionen ihrer Wähler ignorieren?
Wenn ein Konzept wie das der Theater-Kaputtmacherei in Rostock und anderswo so lange und so massiv in der Kritik steht, dann irren nicht die Abertausenden, die inzwischen in den Theaterstädten des Landes demonstrieren und das Konzept kritisieren, dann ist das Papier falsch, dann muss es geändert bzw. aufgegeben werden! Alles andere ist weder sozial noch demokratisch, meine Herren im Schloss!
Machen Sie es besser, liebe Mitglieder der Rostocker Bürgerschaft, hören Sie Ihren Bürgern zu, ergreifen Sie endlich Partei für Ihr Theater- für Ihr Volkstheater Rostock, als Kunststätte, als Zeuge und Teil der Rostocker Kunst- und Kulturgeschichte, als Ort der Geselligkeit, der Bildung und Ausbildung und als Arbeitgeber dieser Stadt!
Rostock braucht vier Sparten! Nur so kann das Volkstheater seinem Namen und Credo gerecht werden. Nur für vier Sparten lohnt sich ein Theaterneubau!
Ein ganzes Theater für unsere ganze Stadt!
Antje Jonas
Beitrag des NDR zum Thema
Beitrag TV-Rostock