Kunst und Kultur schaden der Verdummung, ansonsten niemandem
Anthropologisch betrachtet, hat es das seit Bestehen der Menschheit noch nie gegeben:
Wir leben in einer Zeit, da hierzulande alle Menschen täglich Zugang zu sauberem Wasser und einem unüberschaubaren Angebot an Nahrungsmitteln haben. Seuchenfrei verbringen wir unser Leben in warmen Behausungen, planen eigenes Dasein und bereisen Kontinente. Unser maternalistisch agierender Staat sorgt sich um den Wohlstand für alle.
Wohlstand!- Realität und zugleich Mythos, denn wir zahlen einen hohen Preis.
Zeit-Ökonomie und Ökonomismus durchdringen inzwischen alle Bereiche des Lebens, auch die privaten Refugien. Rechnen soll sich seit einigen Jahren unreflektiert alles, so auch kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen.
Diese Ökonomisierung unseres Zusammenlebens und Denkens verzerrt zunehmend die Wahrnehmung des Sozialen, des Lebendigen, des Kulturellen.
Eine Folge: Unsere schnelle Zeit bietet dem Einzelnen kaum noch Orientierung. Das Individuum beginnt zu driften, wird in die allgegenwärtige Verwertungsmaschinerie gezogen, läuft Gefahr, in digitalen Welten sich zu verlieren und muss ohne metaphysische Gewissheiten auskommen. Die Arbeit als modernes und postmodernes Erlösungsversprechen erweist sich als oft genug fragwürdiges Substrat.
Diese Anzeichen der soziokulturellen und soziopsychologischen Krise sind unverkennbar! Wir geben ohne Not Schicht um Schicht unsere kulturelle Identität preis! Wohin führt das? Weshalb geben wir auf, wofür unser Land jahrhundertelang berühmt war, wofür wir weltweit immer noch geschätzt werden- Deutschland war die Heimat vieler weltberühmter Dichter, Komponisten, Philosophen und Theatermacher!
Der Ausweg aus der gegenwärtigen Krise beginnt mit dem Eingeständnis der herrschenden Kulturkrise und zielt folglich die neuerliche und im Wortsinne not-wendige gesellschaftliche und politische Anerkennung geistiger und emotionaler, ästhetischer und auch ethisch-moralischer, also künstlerischer Impulse.
Kunst und Kultur aber sind, was auch Religion und Philosophie immer schon waren und heute wieder sein wollen und sein müssen: Orientierungssysteme, Welterklärungsversuche, Ausstellungsräume für Gedanken, auch kritische; Werkstätten, in denen gesellschaftliche Maßstäbe weitergereicht und neu gebildet werden.
Wer Kunst und Kultur nicht schätzt und schützt, immateriell wie finanziell, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden!
Theaterförderverein Rostock
Philharmonische Gesellschaft