Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Mitbürger!
Mein Name ist Walter Steinhagen. Ich bin Mitglied des Theaterfördervereins.
Ich möchte vier Punkte ansprechen:
1. In Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, eines Goethe und Schiller, sollen die Theater abgebaut werden – in einem finanzstarken Staat, so stark wie lange nicht!? Gleichzeitig sinkt das kulturelle Niveau spürbar! Dschungelcamp, niveaulose Fernsehfilme, die noch immer zu hohe Zahl an Schulabbrechern. Seit Jahren beschweren sich, offensichtlich ungehört, die Unternehmen über das schlechte Leistungsniveau der Bewerber. Soll das immer so weitergehen?
2. Unsere Hanse- und Universitätsstadt Rostock als Regiopole mit über zweihunderttausend Einwohnern ist die mit Abstand größte Stadt und Wirtschaftsmotor des Landes- Ihres Landes, Herr Ministerpräsident! Soll sie kulturell abbauen, kulturell als Kleinstadt fungieren? Gerade jetzt, wo ein ideenfreudiger, hochambitionierter Intendant- einen solchen hatten wir nach der Wende noch nicht- eingestellt wurde und eine sehr erfolgreiche Tätigkeit aufgenommen hat? Gerade jetzt, wo ein neues Theater zum 800. Stadtgeburtstag gebaut werden soll?
3. Weshalb bekommt Schwerin deutlich mehr finanzielle Unterstützung? Das Theater dort verdankt seine höheren Zuschauerzahlen auch dem schönen Theatergebäude und seiner Nähe zu Hamburg! Ich habe nichts gegen das Schweriner Theater, im Gegenteil, ich bewundere den Intendanten Kümmritz. Aber wo bleibt hier Gerechtigkeit?
4. Herr Ministerpräsident, es ist gut, dass Sie sich den Rostockern stellen. (Der Ministerpräsident kam nicht aus dem Rathaus, um vor den Demonstranten zu sprechen. A.d.R.) Wir anerkennen, dass Sie viel für Mecklenburg-Vorpommern erreicht haben und sich mit den Menschen hier identifizieren. Das vermissen wir bei anderen Politikern durchaus! Gerade deshalb erwarten, ja fordern die Bürger Ihrer Regiopole, dass Sie sich der Herausforderung eines höheren Kultur- und Bildungsniveaus stellen und das Rostocker Vier-Sparten-Theater wie auch den Neubau eines Theaters zum Stadtjubiläum unterstützen! Ihr Minister Brodkorb soll seinem Amt gerecht werden und Kultur nicht abbauen, sondern fördern und schützen!
In einer Demokratie hängt die Legitimation der Regierenden von der Wahlbeteiligung des Volkes ab. Könnte die immer geringer werdende Wahlbeteiligung etwas mit der Politik zu tun haben? Bedenken Sie das bitte, Herr Ministerpräsident!