Liebe Mitglieder des Vereins, liebe Freunde und Förderer des Volkstheaters!
Liebe Bürgerinnen und Bürger!
Am Mittwoch ist Theater-Demo! Kommen Sie möglichst schon kurz vor 15 Uhr auf den Rathausplatz, den Neuen Markt! Für die Vereinsmitglieder- wir treffen uns am Brunnen.
Wir rechnen mit mehr als tausend Menschen; wir wollen den Platz füllen, kommen Sie und bringen Sie Freunde, Kollegen, Nachbarn usw. mit! Es wird Rederecht für jeden geben, Musik, ein zusammengezimmertes Podest, Handzettel und anderes mehr.
Es geht um ein eindrückliches Votum der Rostocker gegen eine zunehmend bildungsfeindliche und kulturfeindliche Gesinnung im politischen Raum, gegen vorgeschobene Sparzwänge, gegen die kulturelle Entwertung der Stadt, gegen eine Politik, die nicht mehr gestalten will und/oder kann, die immer weniger bereit scheint, die kulturellen Argumente und Bedürfnisse der Bürger zu achten.
Ein ganzes Theater für unsere ganze Stadt!
Ich habe in der vergangenen Woche mit dem Initiator der Demo, Herrn Johann Pätzold, lange telefoniert. Herr Gysi kommt zwar nun nicht, dafür der Ministerpräsident aus dem Schweriner Schloss. Möge er argumentieren, was nach der Einsparung und dem Kaputtmachen der Theater in Rostock und im ganzen Land für die Bürger sich zum Besseren wenden wird und wohin die eingesparten Gelder fließen. In die Universitäten, in die politische Bildung, in die Verwaltung? Wir reden hier über die Verwendung unserer Steuergelder, nicht über einen Gnadenakt!
Wir müssen aufstehen und einstehen für etwas, das uns gehört! Am Etat für das Theater und die Kultur und Bildung insgesamt saniert sich kein kommunaler Haushalt und kein Landeshaushalt. Der Haushaltsplan des Landes Mecklenburg-Vorpommern beinhaltet Ausgaben von über 7 Millarden EUR . 35 Millionen davon sind für alle Theater und Orchester geplant, das sind 0,5 Prozent des Etas!
Bei dieser Relation führt sich das Argument, die Theater und Orchester seien zu teuer, ad absurdum. Zudem erfolgte und erfolgt keinerlei anerkennende Geste seitens der Politik, dass das Volkstheater und alle anderen Theater des Landes schon Anpassungsleistungen erbracht haben, die die Schmerzgrenze längst überschritten haben! Stattdessen hält man unverändert an der Rhetorik von der Wichtigkeit des Kulturellen und des Bildungsauftrages fest, wofür die Theater ganz wesentlich einzustehen haben. Gut so! Die Theater sehen das genauso!
Doch Theaterarbeit ist vor allem Arbeit, und die muss anständig bezahlt werden. Die Solidarität der Gesellschaft gilt absolut zu Recht den arbeitslos gewordenen Schlecker- Mitarbeiterinnen, den um ihren Arbeitsplatz kämpfenden Werftarbeitern und anderen Streikenden. Die Künstler, Musiker und Theatermitarbeiter hingegen werden, auch sie im Übrigen Steuerzahler, stattdessen immer wieder direkt oder indirekt in aller Öffentlichkeit dem Argument ausgesetzt, ihre Arbeit sei zu teuer.
Ähnliches gilt allerdings auch für andere Kulturarbeiter, für Lehrer, für Dozenten, für Berufe im Gesundheitswesen. Überall da, wo der Dienst am lebendigen Menschen im Mittelpunkt steht, fehlt das Geld. Was sich nicht rechnet, kämpft um Daseinsberechtigung. Das mag im Sinne des Kapitalismus logisch sein, für unsere Demokratie ist das gefährlich. Auf welchen Weg begibt sich da eine Gesellschaft, eine so reiche wie die deutsche zumal!? Gesellschaften brauchen Ziele und Identifikation, welche Ziele und welche Identität verfolgen wir als Rostocker Stadtgesellschaft?
Die Stadt Rostock weist für 2013 aus, dass das Volkstheater etwa 122.000 Besucher zählte. Das ist selbst rein statistisch keine irrelevante Größe. Das waren für jeden Tag des Jahres 322 Menschen, die ein Kunst-Angebot des Theaters genutzt haben, als Durchschnitt gerechnet. Das ist achtbar und mit dem Neustart unter dem neuen Intendanten durchaus wiederholbar und steigerbar!
Theater sind wichtig, sind Orte der direkten Begegnung mit Musik, alten und aktuellen Texten und Tanz. Wir brauchen unsere Theater als Kunstanbieter, die Intellekt und Geist und Gefühle direkt erreichen. Das Rostocker Theater, das endlich wieder Volks-Theater sein will, ist nicht zuletzt ein Ort der Demokratie, das für alle Besucher produziert, das bezahlbar ist und mit seinen Angeboten mehr kann als oberflächlich unterhalten oder ablenken. Freies Denken und freie Meinungsäußerung sind hier uneingeschränkt erlaubt und erwünscht!!!
Sollten Sie mit dem Theaterförderverein in dieser Sache einer Meinung sein, können Sie diese Mail gern an weitere Adressen versenden.
Antje Jonas
Vorstandsvorsitzende