Eine Theateraufführung zu besuchen und sich danach noch mit anderen darüber auszutauschen – und dazu auch noch Hintergründe über die Inszenierung von den Beteiligten zu erfahren: das ist das Konzept des „Nach-Spiels“ für die Mitglieder des Theaterfördervereins. Und so traf man sich am Sonntag, dem 6. April 2025, zur Nachmittagsvorstellung des Tanztheaters „1984 – Liebe im Spiegel“ – zunächst zur Aufführung im Großen Haus und anschließend zu Gesprächen bei Getränken und Buffet im Kleinen Foyer des Volkstheaters.
Bevor die Mitwirkenden die Bühne betraten, begrüßte die Vereinsvorsitzende Dr. Doris Geiersberger die anwesenden Mitglieder und gab einen kurzen Einblick in den Roman „1984“ von George Orwell, der die Grundlage für die Inszenierung bildete. Inszenierung und Roman führten uns in eine dystopische Welt, in der ein totaler Überwachungsstaat die Freiheit der Einzelnen bis ins Privatleben einschränkt und über alle Schritte der Protagonisten Bescheid weiß. „Big Brother is watching you“ – der Große Bruder sieht alles. Es darf keine Liebesbeziehungen mehr geben in diesem Orwellschen Staat – und trotzdem verlieben sich Winston Smith, der im Wahrheitsministerium arbeitet (in dem historische Fakten immer wieder der geltenden Propaganda entsprechend angepasst werden) und Julia, die sich in der „Jugendliga gegen Sexualität“ engagiert, ineinander und stehen dem System immer kritischer gegenüber. Sie treffen sich heimlich, werden aber von den Vertretern der alles beherrschenden Partei aufgegriffen und verhaftet. Sie sind grauenhaften Foltermethoden ausgeliefert und werden schließlich vollständig auf Linie gebracht. Der Roman endet ohne Hoffnung – in der Inszenierung sind zumindest Hoffnungsschimmer erkennbar.



Im Gespräch mit Keith Chin, der zusammen mit Kirill Berezovksi die Inszenierung choreographisch begleitete, erfuhren wir, dass der Inszenierung neben dem Roman von Orwell eine feministische Version aus der Sicht Julias („Julia“ von Sandra Newman) zugrunde liegt. Julia kann am Ende fliehen – in der Inszenierung kann ihr rotes Kleid als Hoffnungszeichen gedeutet werden.



Nahezu alle Mitwirkenden kamen auf die Bühne des Kleinen Foyers – neben der Tanzcompagnie auch die Schauspieler*innen Anne Wolf und Bernd Färber, die Julia und Winston verkörperten und mit gesprochenen Texten von Orwell die Tanzszenen ergänzten. Auf die Frage, ob die Choreographie Improvisationen zulässt, antworteten die Tänzer*innen, dass sie zwar am Probenprozess beteiligt waren und ihre Gedanken einbringen konnten, in der Inszenierung selbst aber die Abläufe gesetzt sind. Die Tanzszenen standen im Mittelpunkt und verdeutlichten die Bedrohung durch den Überwachungsstaat und die Folterszene. Sie wurden ergänzt durch Texte von Orwell, die die anwesende Dramaturgin Elisabeth Reichenberger ausgewählt hatte. Die Zusammenarbeit zwischen Schauspieler*innen und Tänzer*innen führte zu einem gemeinsamen Agieren auf der Bühne, was den Mitwirkenden – trotz der düsteren Geschichte – auch Spaß bereitete.
Das Nach-Spiel klang aus bei weiteren Gesprächen in gemütlicher Runde mit den Mitwirkenden und den Vereinsmitgliedern untereinander und machte Lust auf weitere Theaterbesuche.
Text: Bernd Umbach
Fotos: Fedor Jokisch

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