Von der gemeinsamen Veranstaltung unseres Theaterfördervereins, dem Volkstheater und der KOE im großen Haus des Volkstheaters berichtet Seraphin Feuchte; mit Bildern von Fedor Jokisch
Viel zu lange war es still um unseren Theaterneubau. Viele Rostocker fragten sich: „Kommt das neue Theater wirklich?“. Der Theaterförderverein und das Volkstheater veranstalteten am 09.11.2021 eine gemeinsame Veranstaltung zum Stand der Dinge beim Theaterneubau, die erstmals aktuelle Planungen öffentlich präsentierte. Welche Neuigkeiten wurden mitgeteilt? Wie sieht der Zeitplan aus?
Unsere Vorsitzende, Dr. Doris Geiersberger, eröffnete die Veranstaltung .
„Nichts überdauert länger als ein Provisorium.“ Eingeleitet durch diese Worte erläuterte dann Olaf Grambow (Technischer Direktor am Deutschen Theater in Berlin) in seinem Vortrag, was allen Anwesenden klar war: Rostock benötigt dringend ein neues Theatergebäude. Nach 78 Jahren im „Theaterprovisorium“ ist das längst überfällig. Doch alle bisherigen Bestrebungen für einen Neubau scheiterten. Das werde nun anders. Im Dezember 2027 soll das neue Volkstheater am Bussebart eröffnet werden. Wie in den mitreißenden Beiträgen des Abends überdeutlich wurde, kann das neue Volkstheater mit den neu errichteten Opernhäusern in Kopenhagen oder Oslo selbstbewusst mithalten.
Sigrid Hecht (Bauherrin und KOE-Chefin) unterstrich in ihrem Vortrag, dass Rostock nicht nur ein neues Theater erhält. Das Gebäude werde zugleich zum Wahrzeichen der Stadt. Auf einer Grundfläche von 5.000 m2 entsteht auf elf Etagen (davon drei unterirdisch) ein modernes Theater im Herzen der Stadt. Störgeräusche durch den angrenzenden Weihnachtsmarkt wird es nicht geben. Mithilfe der europaweiten Ausschreibung konnten die besten Firmen für das Bauvorhaben gewonnen werden. Das KOE geht dieses Großprojekt sorgsam an. Von der integrierten Tiefgarage (102 Stellplätze) bis zur Dachterrasse, von der Außenfassade bis zur Akustik, vom Brandschutz bis zur Barrierefreiheit, von der Bühnentechnik bis zur Probebühne gibt es eine unglaubliche Menge an Details zu berücksichtigen. Diese stellte Nils Sommer (Abteilungsleiter Technik beim KOE) exemplarisch vor. Beispielsweise sei eine 15 Meter tiefe Baugrube notwendig.
Außerdem führte Sommer die Anwesenden digital durch die Grundrisse der einzelnen Etagen. Herzstück des Theaters werden zwei gleichzeitig bespielbare Säle sein, die sich gemeinsame Lagerflächen und die Hinterbühne teilen.
Der Große Saal (mit 650 Plätzen!) kann für Konzerte, Musiktheater, große Schauspiel-Produktionen und Gastspiele genutzt werden. Die Raumbühne (200 Plätze) steht vorwiegend dem Schauspiel und dem Tanztheater zur Verfügung.
In einem vierten Beitrag skizzierte Ralph Reichel (Intendant und Geschäftsführer des Volkstheaters Rostock) seine künstlerische Vision: Das Volkstheater öffne sich in die Stadtgesellschaft; wird international wieder relevanter; ist ein Ort, an dem man gerne verweilt; ist das „Wohnzimmer“ der Stadt für Rostocker und Touristen. Weiter festhalten möchte Reichel an spartenübergreifenden Produktionen als ein Markenzeichen des Volkstheaters.
Bildlich hob der Intendant die verbesserten Möglichkeiten im neuen Haus hervor: Bis zu drei Aufführungen pro Tag werden im Großen Saal des Theaterneubaus möglich sein. Das neue Volkstheater könne eine optimale Akustik mit werkgetreuen Aufführungen sicherstellen, der Klang ist entsprechend des Stücks bzw. der Sparte anpassbar. Außerdem verspricht der Neubau uneingeschränkte Sicht von allen Plätzen, Barrierefreiheit, eine Drehbühne und eine begehbare Dachterrasse.
Aufmerksam und mit großem Interesse hörten die Gäste im ausverkauften Großen Saal den Ausführungen zu.
Nicht nur Vereinsmitglieder folgten zahlreich unserer Einladung.
Auch Personen aus Wirtschaft, Politik und aus der Stadtgesellschaft waren vertreten.
Im Anschluss an die Vorträge versammelten sich die Gäste im Foyer und kamen individuell mit den Referenten ins Gespräch.
Fazit: Eine gelungene Veranstaltung, die Lust auf unser neues Volkstheater macht!
Zeitplan zum Theaterneubau
- 2015: Beschluss zum Theaterneubau durch Rostocker Bürgerschaft
- 2018: Bürgerschaft beschließt Budget von 110 Mio. € zur Errichtung des neuen Volkstheaters (davon übernimmt 51 Mio. € das Land)
- 2019: Architekturwettbewerb; 1. Platz geht an Architekturbüro Hascher Jehle (Berlin)
- 2020: europaweite Ausschreibung
- 2021: Feinplanung Innengestaltung
- 2022: Abstimmung letzter Details zur Architektur, Akustik, Statik, Energie und Bauphysik
- 2023: Baugenehmigung und Ausführungsplanung
- 2024: Spatenstich und Baufeldfreimachung
- 2025: Rohbau
- 2026: Innenausbau und Vorplatzgestaltung
- 2027: Fertigstellung des Gebäudes und der Außenflächen
- 2028: Eröffnungspremiere im neuen Volkstheater